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Akanthus

Definition und Erkennungsmerkmale

Das Akanthusornament basiert auf den stilisierten Blättern der distelartigen Pflanze Acanthus. Charakteristisch für das Akanthusblatt sind die gezackten Blattlappen, die oft durch sekundäre Blattlappen ergänzt werden. Die Rippen des Blattes verlaufen parallel und vereinen sich entweder am unteren Blattende oder bleiben getrennt. Der Blattrand ist häufig in dekorative Lappen gegliedert.

Die Darstellung des Akanthus variiert stark – von naturnahen Formen mit detaillierten Blattstrukturen bis hin zu stark abstrahierten und stilisierten Darstellungen. Neben flächigen Formen gibt es plastische Varianten mit eingerollten oder komplex ausgearbeiteten Blättern.

Als Vorbild für das Akanthusornament wird die Palmette gedeutet (Riegl).

Varianten

Die Akanthusornamentik tritt in verschiedenen Gestaltungsformen auf, darunter:

  • Akanthusblatt: Einzelnes Blattmotiv
  • Akanthusfries: Reihung mehrerer Akanthusblätter
  • Akanthusrosette: Symmetrische Blütenform aus Akanthusblättern
  • Akanthuskelch: Ornamentaler Blätterkelch
  • Akanthusranke: Akanthusblätter in rankenartiger Darstellung
  • Flächige Blattwerke: Dekorative Ausbreitung von Akanthusblättern auf Flächen
Stilisierte Zeichnung Akanthusornament
Acanthus Leaf Design – Alexis Peyrotte (Public Domain)

Stilepochen und Verwendung

Das Akanthusornament wurde über viele Jahrhunderte in unterschiedlichen Stilrichtungen und Anwendungen verwendet.

  • Antike (Griechenland/Rom):
    Naturnahe Blätter mit teils stark eingerollten Formen. Griechische Akanthusformen zeichnen sich durch spitzere Blätter aus, während römische Varianten rundlichere Konturen haben. Beispiel: Korinthische Kapitelle.
  • Byzantinische Kunst:
    Stärker stilisierte und steifere Blattformen, oft in Kombination mit anderen dekorativen Elementen.
  • Gotik:
    Mischformen mit Elementen anderer Pflanzen. Akanthus erscheint oft in Gravuren und der Buchkunst.
  • Renaissance:
    Rückbesinnung auf Antike Vorbilder mit sehr detaillierten und naturnahen Darstellungen.
  • Barock:
    Verwendung als Bestandteil von dekorativem „Laubwerk“ an Kapitellen oder in der Goldschmiede- und Tischlerkunst. Die Formen sind oft üppig und dynamisch.
  • Jugendstil/Art Deco:
    Der Akanthus wurde zu geschwungenen und zackigen Sonderformen abstrahiert, die den geschwungenen Linien und dem geometrischen Stil dieser Epochen entsprechen. Anwendung in Bauplastik und dekorativer Malerei.

Zusammenfassung

Das Akanthusornament gehört zu den ältesten und vielseitigsten Schmuckmotiven in der Architektur und Kunstgeschichte. Seine charakteristische Blattform erlaubt sowohl naturnahe als auch abstrakte Interpretationen, die sich flexibel an verschiedene Stilepochen anpassen. Durch diese Vielfalt ist das Akanthusornament bis heute ein zentrales Element der Ornamentik.

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